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Zöliakie

Zöliakie ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Dünndarms, bei der das Immunsystem auf das Klebereiweiß Gluten, bzw. einem Bestandteil davon, dem Gliadin, reagiert. Durch diese Entzündungen werden die Darmzotten stark geschädigt und es kommt zu einer Rückbildung. Nährstoffe können dann nur noch bedingt aufgenommen werden, was Mangelerscheinungen zur Folge hat.

Nicht zu verwechseln ist die Zöliakie mit einer Glutensensitivität, welche zwar teils ähnliche Symptome aufweist, aber keinen Einfluss auf die Darmschleimhaut hat. Ebenfalls ist sie nicht gleichzusetzen mit einer Weizenallergie, welche sich neben Verdauungsbeschwerden vor allem auch durch Symptomen auf der Haut und an Reaktionen im Bereich der Atemwege zeigt.

In Deutschland ging man bisher davon aus, dass etwa 1% der Bevölkerung von einer Zöliakie betroffen ist. Laut neueren Untersuchungen leidet mittlerweile etwa 1 Person aus 100 daran. Oft über Jahre hinweg ohne es zu wissen.

Gluten ist ein Gemisch aus Proteinen, Lipiden und Kohlenhydraten, das in bestimmten Getreidesorten vorkommt. Mischt man das Mehl dieser Getreide mit Wasser, bildet sich das sog. Klebereiweiß. Dieses verleiht dem Teig in Brot, Nudeln und Backwaren die Elastizität.

Gluten – bzw. glutenhaltiges Getreide – wird aber auch oft Lebensmitteln zugesetzt, bei denen man es im ersten Moment nicht vermuten würde. So kann es z.B. in Ketchup & Soßen (z.B. Sojasoße), Pommes Frites, Kartoffelchips, Wurstwaren, Gewürzmischungen, Speiseeis oder Milchprodukte in der „Light“ Variante enthalten sein.

Gluten ist in folgenden Getreidesorten enthalten:

  • Weizen
  • Dinkel
  • Emmer
  • Einkorn
  • Gerste
  • Grünkern
  • Kamut
  • Triticale (Kreuzung aus Weizen & Roggen)
  • handelsüblicher Hafer

Folgende Getreide- und Pseudogetreidesorten sind glutenfrei:

  • Amaranth
  • Buchweizen
  • Braunhirse
  • Hirse
  • Mais
  • Quinoa
  • Reis
  • Teff (oder Sorghum – auch eine Hirsesorte)
  • als glutenfrei gekennzeichneter Hafer

Die Liste der Symptome ist vielfältig, von Mensch zu Mensch unterschiedlich und oft nicht sofort einer Zöliakie zuzuordnen. Manche Betroffene zeigen auch nur bedingt oder gar keine klassischen Symptome. Daher kann es auch vorkommen, dass die Diagnose Zöliakie oft gar nicht oder erst zu spät gestellt wird.

Symptome bei Säuglingen / Kleinkindern:

  • Gedeihstörungen/Zahnentwicklungsstörungen
  • Blähbauch/Bauchschmerzen
  • Durchfall/Verstopfung
  • Erbrechen
  • Appetitlosigkeit
  • Wesensveränderungen (Missmutigkeit, Weinerlichkeit, Zurückgezogenheit)
  • nicht erklärbarer Eisenmangel
  • Muskelschwäche
  • Blässe
  • Verlust von schon erlernten motorischen Fähigkeiten

Symptome Jugendlichen / Erwachsenen:

  • verzögerte Pubertätsentwicklung
  • Durchfall/Verstopfung
  • Blähbauch/Bauchschmerzen
  • Übelkeit
  • Appetitlosigkeit/ständiges Hungergefühl
  • Gewichtsverlust
  • Schwäche/Müdigkeit/Abgeschlagenheit/Krankheitsgefühl
  • nicht erklärbarer Eisenmangel
  • Osteoporose

Verschiedene, teils sehr kostspielige Bluttests – die es oft auch über das Internet zu kaufen gibt – versprechen Aufklärung. Diese sind jedoch nicht eindeutig. Zwar lassen sich damit eventuell Antikörper im Blut feststellen, ob es sich aber tatsächlich um eine Zöliakie handelt ist damit nicht messbar.

Mit Sicherheit lässt sich eine Zöliakie nur mittels einer Dünndarmbiopsie feststellen oder ausschließen. Denn nur damit lässt sich nachweisen, ob die Darmzotten bereits degeneriert (geschädigt) sind. Es sollten dabei allerdings Parallelerkrankungen ausgeschlossen werden, wie beispielsweise andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.

Bei Säuglingen und Kleinkindern wird bei Verdacht auf Zöliakie oft keine Gewebeprobe mehr entnommen. So wird der Magen-Darm-Trakt des Kindes nicht zusätzlich geschädigt. In der Regel reichen die Blutwerte sowie ein Gentest aus. Nach der Umstellung auf eine glutenfreie Ernährung lassen die Beschwerden bei Kindern in den meisten Fällen nach.

Wer an Zöliakie erkrankt ist hat durch die Schwächung des Immunsystems ein höheres Risiko von folgenden Autoimmunerkrankungen ebenfalls betroffen zu sein:

  • Diabetes Typ 1
  • Neurodermitis
  • Hashimoto Thyreoiditis
  • Schuppenflechte
  • Dermatitis herpetiformis Duhring

Zöliakie-Betroffene müssen glutenhaltiges Getreide ein Leben lang komplett meiden. Auch Spuren können bereits den Darm schädigen und auf lange Sicht beispielsweise zu Darmkrebs führen. Deshalb ist es – vor allem beim Auswärts essen – extrem wichtig darauf hinzuweisen, dass absolut nichts glutenhaltiges mit den bestellten Speisen in Berührung gekommen sein darf.

Auch zu Hause sollten in einem nicht komplett glutenfreien Haushalt Gebrauchsutensilien wie z.B. Bretter, Holzlöffel, Brot-/Kuchenbackformen, Toaster, Lappen, Spülbürsten etc. strikt von glutenhaltigen Utensilien getrennt werden. Leichter lässt sich das für alle Familienmitglieder umsetzen, wenn alle Gegenstände die mit Gluten in Berührung kommen z.B. rot sind oder einen roten Aufkleber haben.

Garantiert glutenfreie Produkte erkennt der Verbraucher am orangefarbenen Siegel mit der durchgestrichenen Ähre der Deutschen Zöliakie Gesellschaft (DZG). Wichtig ist jedoch generell, dass man auf eine gesunde Ernährung achtet und nicht einfach alles 1:1 durch die oft auch sehr ungesunden glutenfreien Produkte auf dem Markt ersetzt. Meist weisen diese nämlich Unmengen an Zucker, Geschmacksverstärkern und sonstigen Zusatzstoffen auf, die den Magen-Darm-Trakt und das Immunsystem nur noch weiter schädigen. Dies ruft dann oft die nächste Erkrankung oder Allergie auf den Plan. Und auch die tägliche Leberkässemmel oder das panierte Schnitzel sollten deutlich öfter frischem Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und Obst auf dem Teller Platz machen.

Auf der Webseite der DZG gibt es weitere hilfreiche Tipps und Infos rund um das Thema.

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