Die Lunge des Planeten brennt
Die Lunge des Planeten brennt. Bereits seit drei Wochen. Passiert ist seitdem nicht viel. Und viele schauen immer noch weg.
Der Amazonasregenwald produziert 20% des weltweit verfügbaren Sauerstoffs. Schuld an den Waldbränden ist vor allem die Dürre (#Klimawandel), denn in der Trockenzeit kommt es in Brasilien regelmäßig zu Waldbränden. Bisher aber nicht in solch einem extremen Ausmaß. Dieses Jahr gab es bereits über 70.000 Brandherde. Das sind 84% mehr als im Vorjahr. Je trockener Flora und Fauna sind, desto heftiger lodern die Flammen. Und es gibt noch eine weitere Ursache: Einige Landwirte sollen ganz bewusst Feuer gelegt haben, um die abgebrannten Flächen für den Futtermittelanbau in der Viehzucht zu nutzen. Dafür, dass auch wir hier in Deutschland täglich unser Schnitzel, unseren Schinken oder unsere Bratwurst auf dem Teller haben. Laut einer Studie vom WWF 2014 isst jeder Deutsche im Durchschnitt 56kg Schweinefleisch, 19kg Geflügel und 13kg Rind. Für so viele Tiere wird ordentlich Futter benötigt. Brasilien zählt dabei – neben den USA und Argentinien – zu den Hauptanbauländern was Soja betrifft. Und das nur dafür, dass wir uns fünf Minuten ein Steak vom Grill gönnen können.
Ich frage mich wirklich ernsthaft, warum der Mensch offenbar vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht. Warum – bei allem Wissen, dass wir heute haben bezüglich Klimawandel und der Zerstörung unseres Lebensraums – das alles nicht gestoppt wird. Warum es nicht strengere Gesetze und Regeln gibt. Warum diese Gier nach Profit immer noch über allem steht. Und manchmal frage ich mich, warum ich mich damit befasse, statt blind der Masse zu folgen. Warum ich es mir eigentlich antue im Bio-Laden und auf dem Markt einzukaufen. Anstatt billig beim Discounter und stattdessen lieber 3x im Jahr in den Urlaub zu fliegen. Warum ich es mir antue ökologische Reinigungsmittel zu nutzen statt den ganzen giftigen Mist. Warum ich sogar die Gummiringe vom Bund Radieschen schneide, bevor ich diesen in den Biomüll schmeiße. Und dann fällt es mir wieder ein: Weil es keinen Planet B gibt. Und weil ich diesen Planeten nicht nur aussagen will wie ein lästiger Parasit, bis am Schluss nur noch eine leere Hülle übrig bleibt. Sondern meinen negativen Einfluss darauf möglichst gering halten will. Damit auch Generationen nach mir Sauerstoff atmen können. Ohne dafür teuer bezahlen zu müssen, weil wir die Lunge der Erde mit Feuer, Axt und Baggern zerstören.
Warum aber fällt es vielen Menschen so schwer, die Lage wie sie ist zu akzeptieren und ernst zu nehmen? Wirklich etwas zu ändern, statt Ratgeber über „Wie vermeide ich Plastik“, „Wie werde ich zum Veganer“ oder „Nachhaltig Reisen“ zu Hause zu stapeln und dann doch nicht rein zu sehen. Die Antwort ist: Weil es einfacher ist gemütlich vor sich hin zu leben, statt sich damit auseinander zu setzen.
Die Wahrheit ist unbequem. Sie ist nicht so kommod wie in dem neuen SUV mit Sitzheizung. Sie macht nicht so viel Spaß, wie der Caipi beim Wochenendtrip auf Malle. Sie ist hart. Sie tut weh. Und wenn man seine kostbare Zeit für sie opfert, sich öffnet, bringt sie einen zum Verzweifeln. Zum Heulen. Zum die Wände hochgehen, wegen der vielen unfassbaren Dinge die täglich passieren.
Aber dennoch: Sie verschwindet nicht, wenn wir sie ignorieren. Sie gibt nicht einfach klein bei, wenn sie lange genug keine Aufmerksamkeit bekommen hat, wie ein Kind das man ignoriert wenn es einen am Rockzipfel zieht. Und wenn wir sie weiterhin nicht beachten und uns stattdessen schön weiter in unserem Konsumstrudel bewegen – Fuffis durch den Club schmeißend und Champagner schlürfend – wird sie uns volle Kanne treffen. Wie wenn man mit dem Sportwagen bei 200kmh gegen die Betonwand fährt. Da hilft auch der integrierte Airbag nichts mehr.
Manche von uns wird es schneller umhauen als andere. Vor allem in Ländern, die nicht so privilegiert sind wie wir. Wo Armut nicht bedeutet, dass man sich das Netflix Abo nicht leisten kann oder dieses eine Kleid aus dem letzten Sommer eben nochmal tragen muss. Sondern wo es sowieso schon ums nackte Überleben geht. Jeden verdammten Tag.
Greta Thunberg hat gesagt „I want you to act as if the house was on fire.“ Denn es brennt. Bei jedem von uns. Lichterloh. Und wir sitzen dennoch drin mit unserem auf Pump gekauften Mahagonitisch, dem 95 Zoll Fernseher mit Surround Sound und feiern eine fette fette Party. So bunt und so laut, dass es uns in den Ohren dröhnt. Während die Flammen immer höher schlagen.
Und dann hört man immer wieder „was kann ich schon ausrichten als winziges Rad in einer so großen Mühle?“. Mehr als ihr denkt! Wenn ein kleines Zahnrad fehlt, wird vielleicht noch schnell eins nachgeschoben und die Maschinerie läuft weiter. Aber wenn viele kleine Zahnräder fehlen, bricht irgendwann das ganze System zusammen. Die Mühle mahlt nicht mehr so, wie es die Großkonzerne gerne hätten.
Und die Fassade bröckelt bereits. Sie bröckelt, weil die nachkommende Generation begriffen hat, dass die Wissenschaftler nicht nur zum Spaß seit Jahrzehnten etwas vom menschengemachten Klimawandel daherschwätzen. Weil sie auch noch alt werden wollen auf diesem Planeten. Zuerst Fridays for Future, dann Scientists for Future und Parents for Future. Die Menschen gehen auf die Straße. Lassen nicht locker. Sind ein penetrantes Kind am Rockzipfel. Und das nicht nur hier, sondern weltweit. Die Fassade bröckelt auch, weil viele Unternehmen es bereits begriffen haben. Weil es nicht nur darum geht die Besten zu sein, sondern das Beste für die Umwelt zu sein. Nicht nur um massenhaft Profit, sondern darum welchen Impact das eigene Handeln hat. Sich z.B. hier bei uns in der „München muss handeln“ Initiative zusammen geschlossen haben. Gemeinsam statt gegeneinander.
Dabei geht es gar nicht darum, dass jeder 365 Tage im Jahr immer alles korrekt macht. Das geht überhaupt nicht. Auch ich kann das nicht. Nicht privat und nicht mit meiner Firma. Aber ich kann jeden Tag etwas besser machen als gestern. Und auch ihr könnt das! Ihr könnt eure Entscheidungen bewusst treffen. Ihr könnt euch informieren und ihr könnt Dinge hinterfragen, statt alles einfach hinzunehmen weil es eben immer schon so war oder weil es am bequemsten ist. Es muss nicht jeder von heute auf morgen ein veganer Umweltaktivist werden. Aber jeder kann das zumindest einen Tag in der Woche sein. Oder zwei. Oder drei. Und ihr werdet feststellen: Man überlebt’s! Ziemlich gut sogar. Schwimmt nicht mit dem Konsumstrom. Werdet unbequem. Damit den Lobbyisten und der Politik das Wasser bis zum Hals steht. Bevor es das wortwörtlich uns allen tut, weil die Pole unaufhaltsam weiter schmelzen.
Ich für meinen Teil jedenfalls werde weiter laut sein. Denn leise waren wir zu lange, viel zu lange. Werde nicht aufhören die unbequeme Wahrheit zu teilen. Werde weiter mit Fridays for Future auf die Straße gehen. Und ich werde weiter die gottverdammten Gummiringe von den Radieschen schneiden. Bis sich etwas ändert. Bis auch der Letzte begriffen hat, dass die Wirtschaft nicht über der Umwelt steht. Dass wir dem Planeten nicht einen Scheck über ein paar Millionen hin schmeißen können und dann ist alles wieder gut. Friede, Freude, Eierkuchen. Denn das wird nicht passieren.
Wir können die Verantwortung nicht mehr auf „die anderen“ abwälzen. Sollen „die“ doch was unternehmen. Wir sitzen alle auf der Titanic. Manche vielleicht in der ersten Klasse und manche nur als Schiffscrew. Aber wenn das Schiff sinkt, sinken wir alle. Dieser Planet braucht deshalb jeden Einzelnen von uns, der sich für ihn einsetzt. Ob klein, ob groß. Ob jung, ob alt. Ob Lehrer, Manager, Gastronom, Bauer, Krankenpfleger oder was auch immer. Lasst uns also beim Generalstreik am 20.9. gemeinsam auf die Straße gehen.
Zum Abschluss dieses doch recht düsteren Beitrags möchte ich noch Herzlichen Dank an alle meine Follower und Kunden sagen, die mich und mein Unternehmen in den letzten Jahren immer unterstützt haben. Durch Menschen wie euch haben Firmen wie meine und dieser Planet noch einen Funken Hoffnung! Macht weiter so und lasst euch nicht entmutigen! Gemeinsam für die Zukunft!!
Eure intolerante Isi