#5 – Die ersten großen Events
Finally, mit dem neuen Jahr geht es auch endlich mit der Kolumne weiter. Wer 1-4 verpasst hat, kann diese hier nachlesen: #1, #2, #3, #4
Der Truck rollte nun endlich mittags an verschiedene Standplätze. Eine große Herausforderung sollten aber noch die ersten beiden bevorstehenden Events werden: Das Isarinselfest und das Streetlife Festival.
Mit jeweils 200.000-300.000 erwarteten Besuchern pro Event rechnet man normalerweise schon damit, dass man wenigstens am Schluss nicht draufzahlt. Trotz hoher Standgebühren. Denkste. Da hat man seinen Plan ohne das Wetter gemacht. Und ohne vorher zu wissen, welchen Einfluss der genaue Standplatz des Trucks auf die Verkaufszahlen hat. Das erste der beiden Events war das Isarinselfest, welches sich an der Steinsdorfstraße entlang der Isar erstreckt.
Eine Nachtschicht vorher war ich schon am Vorbereiten, um die geplanten Mengen zeitlich schaffen zu können. In der angemieteten Produktionsküche duftete es nach meinen Himbeer-Vanille-Whoopie Pies und frisch gebackenem Brot von der Fritz Mühlenbäckerei für meine gegrillten Sandwiches. Weil der Truck nicht so viel Kühlfläche bot, mietete ich für das Event extra einen Kühlanhänger dazu um alles unter zu kriegen. Am nächsten Tag fuhr ich – zwar etwas übernächtigt, aber voller Elan – mit einem voll beladenen Truck bei strahlendem Sonnenschein los Richtung Innenstadt.
Das Festival begann am Freitag Nachmittag und ging drei Tage lang. Blöderweise stand der Truck auf dem Event direkt neben einem Stand einer Krankenversicherung. Natürlich machten deren Mitarbeiter nur ihren Job, indem sie versuchten möglichst viele vorbeilaufende Gäste als Kunden anzuwerben. Allerdings blieben sie dabei nicht an ihrem Stand, sondern versuchten die Leute bereits von der Mitte der Straße zu ihrem Stand hin zu lotsen. Oder quatschten sogar Besucher an, die direkt vor meinem Truck standen.
Dummerweise hatten viele Gäste überhaupt keinen Bock darauf an ihrem freien Wochenende, an dem sie gemütlich über ein Straßenfest laufen wollten, eine Versicherung angedreht zu bekommen. Weshalb sie einen großen Bogen um den Stand machten. Und somit auch gar nicht direkt bei mir am Truck vorbei kamen. Nachdem ich die Standbetreiber darauf hingewiesen hatte, dass sie mir so meine Kunden vergraulen ließen sie zumindest die Besucher direkt vor meinem Truck in Ruhe.
Der dritte Tag sollte allerdings furchtbar werden. Der Wetterbericht schwenkte um und meldete Gewitter. Das kam auch. Heftig. Mittags sah man die schwarzen Wolken extrem schnell herbei ziehen. Und dann schüttete es in strömen. Blitzte. Donnerte. Die Besucher rannten panisch über die Steinsdorfstraße und versuchten irgendwo rein zu gehen oder sich unter zu stellen. Ich hätte nicht gedacht, dass unter die 1×1,5m Klappe meines Foodtrucks so viele Menschen passen. Als das Gewitter endlich vorbei war, machten sich die meisten Besucher allerdings triefend nass auf den Heimweg und viele trauten sich für den Rest des Tages nicht mehr auf die Straße.
Die erste große Veranstaltung war also zumindest keine Katastrophe, aber auch leider kein Erfolg. Wenn man Standgebühren, Wareneinsatz und Personalkosten von den drei Tagen abzog, blieb nichts mehr übrig. Und ich rechnete meine eigene Arbeitszeit noch nicht mal dazu. Aufstehen, weitermachen, dachte ich. Denn am darauf folgenden Wochenende stand bereits das Streetlife Festival an. Kann ja nur besser werden. Doch es wurde noch schlimmer.
Der mir zugewiesene Standplatz befand sich am Professor Huber Platz – direkt gegenüber von der Universität. Eigentlich ganz schön, sollte man meinen. Mit ihren vier Spuren ist die Straße dort allerdings sehr weitläufig und breit und die Festivalstände waren links und rechts am Straßenrand platziert. Das wäre auch noch gar nicht problematisch gewesen – wenn da nicht das miese Wetter hinzu gekommen wäre. Es regnete nämlich an diesem Wochenende fast komplett durch. Teilweise in Strömen. Von den eigentlich erwarteten 200.000 Menschen war nur ein Bruchteil auf dem Event. Und sind wir mal ehrlich: Hätte ich keinen Standplatz dort gehabt, hätte mich auch nichts dahin bewegt. Da der Truck so klein ist und auf dem riesigen Platz extrem unterging, kamen auch nicht viele Gäste daran vorbei. Die meisten Besucher liefen etwa in 10 Metern Entfernung mit ihren Regenschirmen und ins Gesicht gezogenen Kapuzen die Straße entlang.
Das zweite Event war also ein totales Desaster. Ich hatte Sandwiches und Whoopies übrig bis zum Sankt Nimmerleinstag und war durch das nasskalte Wetter halb erfroren. Mein Learning daraus: schlechter Standplatz + schlechtes Wetter = Vollkatastrophe. Somit gab es für Family & Friends zwangsweise tagelang Sandwiches und Whoopies zu essen. Ich konnte danach wochenlang keine Whoopies mehr sehen..
Aber es half nichts. Der Truck musste weiter rollen. Und die Speisekarte musste abgeändert werden. So sehr ich die Sandwiches auch liebte – sie mussten leider gestrichen werden. Zu viel Vorbereitungszeit, zu hohe Kosten für die Zutaten und vor allem aber zu viel übrig, da 5€ für „ein Sück belegtes Brot“ als Verkaufspreis von vielen einfach nicht verstanden wurde. Trotz langer Erklärungen zu teurem Bio-Vollkornbrot/glutenfreiem Brot, ökologischen Zutaten, selbstgemachten Aufstrichen etc. Ich wollte einfach nicht nach jedem großen Event etwas wegschmeißen müssen – denn so viele Sandwiches kann man gar nicht auf einmal essen. Und fertig zubereitete Gerichte durfte man nicht an die Tafel geben. Das war schade, aber letztendlich eine gute Entscheidung. Denn viele Klassiker wie z.B. mein Süßkartoffelcurry haben sich auch bis heute auf der Karte gehalten. Und sind natürlich immer noch aus hochwertigen Zutaten & selbst gemacht :)
Neben ein paar kleineren Events, der Eat&Style, den Wine Vibes, einigen Flohmärkten, Jahrmärkten und einem Weihnachtsmarkt fand Mitte Dezember unser erstes selbst organisiertes Foodtruck Festival statt: Der Holy Foodtruck Market. Und natürlich gab es nach wie vor unter der Woche noch die Mittagsstandplätze. Die Nächte waren also etwas kurz und die Wochen rasten dahin. Danach sollte es über die Feiertage eigentlich endlich eine kleine Verschnaufpause geben. Eigentlich. Wäre da nicht der Umzug in eine neue Produktionsstätte gewesen.. aber dazu mehr in der nächsten Kolumne.
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Habt einen schönen Abend!
Eure intolerante Isi